Vor einiger Zeit – man könnte fast sagen „Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis“ – startete die Schülerzeitung mit der waghalsigen Idee, die Geschichte unserer Schule aufzuarbeiten.
Leider wurde die Schulchronikreihe nicht weiter fortgeführt und wir blieben mit der Schulgeschichte am Anfang der DDR hängen. Um diese wunderbare Reihe fortzuführen, bringen wir euch als erstes auf den neusten Stand, indem wir die letzten Artikel zusammenfassen.
In den Ausgaben 9 und 10 haben wir bereits einiges über unser Gymnasium vor der Zeit des zweiten Weltkriegs erfahren, als in jede Klassen noch bis zu 40 Schüler gingen und Prügelstrafen mit Rohrstöcken keine Seltenheit beziehungsweise sogar Alltag waren. In den Hofpausen gingen für die Schüler zwei unterschiedliche Türen auf. Die eine war nur für Jungs und die anderen nur für Mädchen – ähnlich wie jetzt, allerdings gibt es im Moment Gründe, die diese Teilung rechtfertigen (Infektionsschutz und so). Vor 100 Jahren wollte man allerdings mit dieser Teilung lediglich Streitereien und Schubsereien aus dem Weg gehen. Von der Zeit während und zwischen den Weltkriegen (1920-1949) sind die Aufzeichnungen sehr lückenhaft. Allerdings gelang es den damaligen Redakteuren bemerkenswerte Fundstücke aufzutreiben, so fanden sie unter anderem einen Brief einer damaligen Schülerin, die über ihre Schulzeit während des zweiten Weltkriegs berichtete. Sie schrieb, dass sie im ersten Halbjahr des Schuljahres 1943/1944 keinerlei Noten bekamen, da die Notenvergabe nach den Bombardierungen vom 04.12.1943 ausgesetzt worden war. Sie erzählt, wie es war, wenn die Sirenen angingen und alle, die in der Nähe wohnten, nach Hause rannten und sich die anderen in den nächsten Luftschutzbunker begaben.
Nach dem Ende des Krieges glich Leipzig einem Trümmerfeld. Viele der Häuser waren zerstört, allerdings hatte das Gebäude, in dem heute das Robert-Schumann-Gymnasium ist, kaum einen Schaden genommen und Leipzig blieb bis Juli 1945 unter amerikanischer Besetzung, bis die Rote Armee anrückte und Leipzig – sowie den Rest von Ostdeutschland – unter sowjetischer Besatzung stand. Während dieser Zeit war die Versorgung sehr schlecht und auch die Bildung litt stark unter den Auswirkungen des Krieges, beziehungsweise unter den Auswirkungen des 3. Reichs, da die Schulen entweder zerstört wurden, die Lehrer Lebensmittelmarken austeilen mussten oder aufgrund ihrer Nazi-Vergangenheit entlassen wurden. Wenn denn Unterricht stattfand, waren die Schüler aufgedreht, unkonzentriert und unruhig. Das lag unter anderem daran, dass die Lebensmittel stark rationiert wurden. Auch im Winter des darauffolgenden Jahres mussten die Ferien verlängert werden, weil es nicht genug Kohle gab, um alle Räume zu beheizen, sodass die Schüler ihre Aufgaben morgens abholten, ihre Lösungen mitbrachten und die Lehrer um den Ofen im Schulleitungszimmer saßen und diese korrigierten. Im Frühling 1946 fehlten erstaunlich viele Schüler, was nicht daran lag, dass sie krank waren – sie hatten einfach keine Schuhe und es war zu kalt, um barfuß in die Schule zu kommen.
Aber wie ging es mit der Schule weiter, nachdem die DDR gegründet worden war und wie veränderte sich der Schulalltag? Das alles erfahrt ihr jetzt im Schnelldurchlauf bis zum Jahr 1992, als unsere Schule letztendlich in „Robert-Schumann-Gymnasium“ umbenannt wurde. Zu guter Letzt erzählen wir euch, was im ersten Jahr der Schule als „Robert-Schumann-Gymnasium“ so alles passierte.
In der DDR wurde die Schule zur polytechnischen Oberschule (POS) – eine typische Schulform der DDR. Wenn man sich nun diese Schulform anschaut, so wird man zwangsläufig feststellen, dass sie ein wenig anders ist als die Schulformen, die wir kennen. Alle Schüler gingen 10 Jahre in die gleiche Klasse – für die einen wäre das heute schön, während es für die anderen eine Erleichterung ist, wenn man nach 4 Jahren in eine neue Klasse kommt. Allerdings unterscheiden sich die Informationen bei diesem Thema. Manche konnten bereits nach der 8. Klasse, auf die erweiterte Oberschule (EOS) wechseln, um das Abitur zu absolvieren. Andere hingegen hatten diese Möglichkeit erst nach der 9. beziehungsweise 10. Klasse. Dazu muss man sagen, dass bei diesem Wechsel vor allem die Kinder aus Arbeiterfamilien bevorzugt wurden. Pro Klasse kamen höchstens 2-3 Schüler auf die EOS, so wenige hatten also nur die Möglichkeit, ein Abitur abzulegen.
Nach der 10. Klasse konnte man eine Ausbildung beginnen. Nichtsdestotrotz wurde die POS anfangs in drei Schultypen geteilt, die uns nur allzu bekannt vorkommen sollten. Die Grundschule als Unterstufe 1. – 4. Klasse , die Mittelstufe Klasse 5 – 8 und die Oberstufe Klasse 9 – 12, Auch im Stundenplanvergleich tauchen Verschiedenheiten auf. So gab es in der DDR Fächer, die sich manche heute entweder wünschen oder ganz froh sind, dass sie ausfallen (u.a. Technisches Zeichnen, Astronomie, Nadelarbeit und Turnen). Vielleicht könnt ihr ja eure Eltern fragen, wie es war, in diesen Fächern unterrichtet zu werden und Samstags zur Schule gehen zu müssen, was aus heutiger Sicht für viele unverständlich ist, da das Wochenende mehr oder weniger heilig ist.
Das Jahr 1992: Die POS, zwischenzeitlich 45. Oberschule, wird in „ROBERT-SCHUMANN-GYMNASIUM“ umbenannt. Hierfür haben wir uns durch die Schulchronik gelesen und sind auf einige interessante Fakten gestoßen. Frau Raupach ist seit der Umbenennung erst die dritte Schulleiterin und auch die erste Frau in diesem Amt.
Tatsächlich hatte unsere Schule mal eine eigene Hymne, auf die wir gestoßen sind. Auch dass unsere Schule mal im Besitz eines Schwimmbades war, das sich im Keller befand, ist heute schier unvorstellbar.
Die Umbenennung wurde durch ein Konzert des Kinder- und Jugendchors begleitet, der zur Namensgebung ins Neue Rathaus einlud, zu der 350 Gäste kamen.
Zum Thema Chor sind ebenfalls sehr interessante Daten und Fakten zum Vorschein gekommen. Wusstet ihr, dass der Chor aus über 108 SängerInnen zwischen 10 und 20 Jahren bestand, vor kurzem 70-jähriges Jubiläum gefeiert hat und vor langer Zeit viele Konzertreisen unternahm, unter anderem nach Jugoslawien, Bulgarien, Israel, Belgien, Spanien und Köln? Sogar in Rom beim Papst legte er 1995 einen Auftritt hin und er gehörte außerdem zu den traditionsreichsten Chören der Stadt Leipzig. Damals wurden die (Weihnachts-)Konzerte nicht etwa in einer Kirche aufgeführt. Ganz im Gegenteil: Sie fanden im Neuen Rathaus oder im Gewandhaus statt.
Des Weiteren haben wir einige Lehrer (u.a. Frau Hanke, Frau Knott, Frau Scherzer, Frau Braun, Frau Richter, Frau Schwarze, Frau van Look und Herrn Exner) an der Schule, die alle 3 Schulleiter erlebt haben und seit „Gründung“ des RSGs an unserer Schule unterrichten.
Auch damals gab es schon eine Schülerzeitung, die allerdings nicht wie heute 3Etagenleben hieß, sondern unter dem Namen „Vision“ lief. Wer von euch schon einmal im Werkraum war, wird bestimmt an der Wand den „Vision“-Schriftzug entdeckt haben. Im Gegensatz zu der jetzigen Schülerzeitung erschien sie damals sogar monatlich. Sie berichtete über Klatsch und Tratsch, die neusten Schulnachrichten und Aktuelles aus aller Welt.
Wie es mit der Schule in den darauffolgenden Schuljahren weiterging, welche Projekte entstanden und vieles mehr lest ihr in der nächsten Ausgabe.
Von:
Paale Sieber,
Cara Victoria Wagner