Corona-Interview mit der Schulleitung

Wie positionieren Sie sich zu den Abi-Diskussionen?

Ich denke es ist für die Schüler, in mehrerlei Hinsicht, sicherlich eine gewisse Sicherheit, ihre Abiturprüfung machen zu können. Zum einen: Die Schüler haben sich 11 ½ Jahre darauf vorbereitet (Klasse 1 bis 12 I) und jetzt würden sie kurz vor dem Ziel stehen und könnten ihre Früchte nicht einbringen. Das wäre, glaube ich, schon vom Moralischen her eine ganz traurige Situation und das möchte ich einfach nicht, dass ein Abiturient, der 11 ½ Jahre ganz ordentlich und intensiv gearbeitet hat, dass der jetzt am Ende diese Möglichkeit nicht bekommt.

Die zweite Sache, die ich sehe, und da teile ich auch das, was der Minister im Vorfeld bereits bekannt gegeben hat [ist,] dass man natürlich versucht, für die Abiturienten möglichst eine Chancengleichheit herzustellen. Das heißt es gibt beispielsweise Wartelisten der Abiturienten vom letzten Jahr, die also bei der ersten Studienplatzvergabe beispielsweise ihr Medizinstudium nicht bekommen haben und dann stehen sie auf einer Warteliste. Jetzt würden unsere Abiturienten kommen ohne richtiges Abitur und dann wäre natürlich die Frage, wie geht man dann mit denen um, die keine richtige Abiturprüfung gemacht haben im Gegensatz zu denen, die sie im letzten Jahr eben geschrieben haben. Da könnte ich mir vorstellen, dass es vielleicht zu Problemen führen könnte.

Genauso auch, wenn ich nach vorne denke: Wenn sie jetzt kein Abitur machen, nächstes Jahr die Schüler das aber sehr wohl wieder können und unsere Abiturienten dieses Jahrgangs dann auf der Warteliste stehen, welche Chancen haben sie dann gegenüber den anderen, die wieder ein Abitur gemacht haben? Im Sinne einer gewissen Chancengleichheit halte ich schon Abiturprüfungen für notwendig.

Über den Zeitplan – aber das ist eben nicht unsere Entscheidung – kann man sicherlich streiten. Die Konsultationszeit war sehr kurz und ich denke, da war bei dem ein oder anderen noch ein bisschen Bedarf da und die Zeit hätten wir ihnen gerne gegeben, aber die Zeit hatten wir leider nicht.

Es gab ja auch den Ansatz/die Idee, die Prüfungen praktisch auf freiwilliger Basis durchzuführen.

Ich denke mal, unsere Schüler haben ja solche Möglichkeiten. Die 12. Klassen sind darauf hingewiesen wurden: Sie haben dieses Jahr die Möglichkeit, zwischen dem Erst- und Zweittermin zu wählen. Das heißt der Ersttermin ist jetzt der reguläre Ersttermin und der Zweittermin ist das, was der normale Nachprüfungstermin wäre.

Die erste Entscheidung, die die 12. Klässler hatten, ist, ob sie diesen Ersttermin jetzt nehmen wollen oder ob sie sagen „Nein, ich möchte lieber noch 14 Tage oder drei Wochen mehr Zeit haben und nehme den Zweittermin.“ Das ist die erste Entscheidung.

Wenn sie sich entschieden haben, sie nehmen den Ersttermin nicht, dann müssen sie den Zweittermin nehmen. Jetzt stellen wir uns mal vor, sie werden krank und sie können dann diesen Termin auch nicht wahrnehmen, dann haben sie wiederum zwei Möglichkeiten. Entweder stellen sie einen Antrag, dass sie noch eine Nachprüfung machen [können], die dann auch bis zum Ende des Schuljahres ablaufen würde. Also gibt es theoretisch drei Termine für die Prüfungen dieses Jahr. Oder sie haben auch die Möglichkeit zu beantragen, dass sie komplett die 12. Klasse nochmal wiederholen und das würde ihnen auch nicht auf ihre Verweildauer am Gymnasium angerechnet werden. Also die Möglichkeit haben die Abiturienten auch, diese Entscheidung zu treffen.

Eine gewisse Wahl haben sie selber, in ihrer eigenen Hand.

Ein Abschließendes Statement:

Zu allererst wünsche ich natürlich unseren Abiturienten unter den gegebenen Bedingungen, die mit Sicherheit nicht die optimalsten sind, alles Gute und das Allerbeste für ihre Prüfungen, viel Erfolg und das notwendige Quäntchen Glück.

Ich wünsche natürlich uns allen (den Klassen 5-11 und den Lehrer*innen), dass diese Zeit des Homeschoolings in Bälde ihr Ende findet und wir uns dann wieder von Angesicht zu Angesicht sehen. Ich denke, das ist etwas, was wir alle herbeisehnen. Auch wieder ganz normal unterrichten zu können, die Schüler wieder ganz normal in der Klasse zu sitzen mit all dem, was dann eben dazugehört. Homeschooling ersetzt keine normale Schule.

Von daher wünschen wir uns natürlich alle wieder Schule unter normalen Bedingungen im Schulgebäude, in der Klasse mit dem Lehrer vorne und den Schülern ihm gegenüber.

Bleibt alle gesund.

Vielen Dank für das Interview und dafür, dass Sie sich in dieser stressigen Situation die Zeit für uns genommen haben!   

Im Nachgang bezeugte Frau Raupach nochmals ihren Dank an die Reinigungsfirma RWS und die Stadt Leipzig für all die Unterstützung.

Also auch von uns: Danke an alle, die aktuell Ihren Job machen, um die Gesellschaft am Laufen zu halten! Danke an alle, die uns Bildung in dieser Zeit ermöglichen! Damit sind keineswegs nur die Lehrer gemeint. Es meint alle Personen von Politikern, über Entwickler und Administratoren bis hin zu Eltern und Lehrern. – DANKE!

Sebastian Schneider

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